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“170km zu Fuß durch Westgrönland”

– Konrads Erfolgsgeschichte

Ein grau-weißer Schlittenhundwelpe kommt als Begrüßungskomitee auf uns zugelaufen und lässt sich ausgiebig kraulen. Von einem Moment auf den anderen stehen wir auf einer Asphaltstraße. Unser Verstand müht sich die vielen Eindrücke zu sortieren. Nach neun Tagen Wanderung durch die grönländische Wildnis überfordert uns die Zivilisation. Unser Hirn schaltet auf Autopilot. Unser Ziel: das Hotel Sisimiut, eine heiße Dusche, ein Bett und warmes Essen, ganz ohne kochendes Wasser zubereitet. Bescheidene Wünsche, nach neun Tagen Wildnis, Schokoriegeln und gefriergetrockneter Nahrung, aber wohl nachvollziebar.

Der Großteil des Arctic Circle Trail führte uns durch die gewaltige grönländische Wildnis. Kriechweiden, Morast und Gräser säumten unseren Weg. Malerische Seen lockten mit feinstem Trinkwasser. Falsche Gaskartuschen, eine gebrochene Zeltstange, eine versteckte Brücke, Mosquitos und Moschusochsenfliegen sorgten für Abenteuer, Spannung und kleinere Wutausbrüche. An- und Abstiege wurden im Laufe des Weges heftiger und raubten uns den Atem. Genauso wie die Ausblicke auf die uns umgebende Natur. Häufig unterbrachen wir unsere Wanderung zum Fotografieren oder Staunen. Beim einzigen Regenguss fanden wir Zuflucht in einer der wenigen Hütten. Der Morgen darauf ist phantastisch. Windstille, ruhiger See, erste Schneefälle auf nahen Gipfeln.

Als wir erschöpft in die Kissen des Hotels sinken, liegen 170km hinter uns. Fast 20km pro Tag, mit 20kg schweren Rucksack. Nach und nach realisieren wir unsere Leistung. Und das auf unserer zweiten Langstreckenwanderung überhaupt. Noch heute empfinde ich Glück, Stolz und Dankbarkeit darüber, den Schritt aus der Komfortzone heraus gewagt zu haben. Das Wandern in abgeschiedener Natur ist durch die Wanderung in Grönland ein Bestandteil meines Lebens geworden. Ruhe, Konzentration auf das Wesentliche und fehlender Zugang zu Nachrichten sorgen für Kraft und Gelassenheit, auch weit über die Wanderungen hinaus.