< zurück

“Mein Wandel”

– Marcels Erfolgsgeschichte

Als ich in die Pubertät kam zogen wir aufs Land. Ich fühlte mich unsicher und verloren, ohne festen Platz im Leben und ohne Anerkennung streifte ich durch meine Jugendzeit.

Irgendwann war mein Herz voller Zorn auf mich selbst und es triefte vor Hass auf die Gesellschaft. Ich hatte keine Pläne für die Zukunft, bekam immer noch nicht die Anerkennung, die ich brauchte und wollte einfach nur anders sein. Das bedeutete, ich musste mich verändern und somit ebenfalls die Gesellschaft um mich herum.

Meine Rebellion gegen Eltern, Lehrer und Gesellschaft mündete darin, dass ich mich einer Gruppe junger Rassisten anschloss. Hier bekam ich schnell meine Anerkennung und gratis dazu gleich noch einige neue Feindbilder geliefert, gegen die sich künftig mein „Selbst*Hass“ richten konnte.

Mit dieser Einstellung ging ich einige Jahre darauf zur Bundeswehr, um dort die notwendigen Tugenden und Eigenschaften zu erlangen, die für einen „guten Deutschen“ von essenziellem Wert sein sollten. Doch genau hier machte ich einige meiner größten Entwicklungssprünge und traf einige der bedeutendsten Persönlichkeiten, die mich zu dem gemacht haben der ich heute bin.

Ich war nicht mehr die Person, welche ich früher einmal gewesen war. Ich war nicht einmal mehr überzeugt von dem, was mein Dienstherr von mir erwartete und doch ging ich aus Pflichtgefühl als Soldat für vier Monate nach Afghanistan. Die Zeit, die ich dort verbrachte war erneut sehr prägend für mich und jeden Tag fühlte ich mich etwas unwohler in meiner Haut. Jeden Tag legte ich ein Stück mehr von meinem „Soldat sein“ ab und nahm etwas mehr von meinem „Mensch sein“ auf.

Als ich wieder nach Deutschland kam sah ich viele Dinge mit völlig neuen Augen. Vorerst mit noch etwas blassen und stumpfen Augen. Augen, die abgestumpft waren von all dem Elend, welches ich gesehen hatte.

Einige Wochen später stand ich in einem großen Einkaufszentrum, vor einem langen Regal. Ich sollte für meine Familie etwas Sprudelwasser einkaufen. Ich schaute auf dieses endlos scheinende Regal. Ich schaute nach links, ich schaute nach rechts. Ich sah eintausend Flaschen von zwanzig Herstellern und ich sah Wasser mit, ohne und mit wenig Sprudel.

Ich wusste, ich war von dieser simplen Aufgabe einfach überfordert. Ich dachte an die Menschen in Afghanistan, welche jeden Tag bis zu zehn Kilometer laufen mussten für ein paar Liter dreckigen Brunnenwassers, nur um ein einfaches Grundbedürfnis befriedigen zu können. Dann erschlug mich der Moment. Meine Augen wurden feucht und ich sank kraftlos in mich zusammen. Ich saß dort vor dem Regal auf meinen Knien und konnte nicht aufhören zu weinen, weil mir dieser Gedanke einfach nicht aus dem Kopf ging und mich emotional in seinen Bann gezogen hatte.

Wieder einmal hatte ich die Gesellschaft, ihren Konsum und ihren Umgang mit der Welt als meinen Gegner auserkoren, etwas dass es zukünftig zu verändern gilt.

Ab da wusste ich, dass es an der Zeit war etwas zu verändern und sich Pläne für die Zukunft zu machen. Ein neuer Geist hatte mich beseelt und forderte mich heraus. Ich wusste, ich wollte etwas bereicherndes tun, etwas dass mich glücklich machen würde und etwas mit dem ich anderen Menschen helfen könnte. Darum entschloss ich mich dafür eine Ausbildung im sozialen Bereich zu machen und mich mit einem Abitur und einem Studium weiterzubilden. Ich hatte so viel Energie und Motivation, dass ich nebenbei sogar meine Wochenenden dazu nutze, um Lebensmittel vor dem Müll zu retten und damit wohnungslosen Menschen eine Freude zu bereiten.

Heute weiß ich, ich möchte meine ganze Kraft und mein Wissen dazu nutzen, die Welt ein Stück schöner zu machen, unsere Gesellschaft etwas zu sensibilisieren und dabei glücklich zu leben. Daher starte ich zusammen mit meinen Freunden nun das Gemeinschaftsprojekt: „Alternatives, autarkes Leben auf dem solidargemeinschaftlichen Bauwagenplatz“.

Mach auch aus Deinem Wunsch eine Erfolgsgeschichte! Lass Dich inspirieren durch das APRIL Workbook!